Zur Sitzung des Bezirksrates Hannover-Mitte am 17. 9. 2018, bei dem über die neue Namensgebung des Platzes entschieden werden soll, erklären die Sprecher_innen der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Hannover:
Die Umbenennung des Emmichplatzes ist bereits im Bezirksrat-Mitte beschlossen worden, nicht aber der neue Name des Platzes. Dazu dient die Sitzung des Gremiums am 17. 9. 2018.
Wir von der DFG-VK haben bereits mehrfach mit ausführlicher Begründung im Bezirksrat – und gegenüber den dort vertretenen Mitgliedern des Rates auch schriftlich – den Namen ‚Alma Rosé‘ vorgeschlagen.
Hierzu die kurz gefasste Begründung:
Am ‚Emmichplatz‘ befindet sich als prominente Adresse die Musikhochschule. Sie ist eine international geschätzte Institution für die Spitzenförderung von Musik, Theater und Medien. Da seit 2014 Hannover ‘UNESCO City of Music’ ist, ist auch die Hochschule von besonderer Bedeutung. Hannover steht für musikalische Vielfalt und Exzellenz in der musikalischen Bildung.
Die Umbenennung des Platzes in ‚Alma-Rosè-Platz würde der Rolle der Musik und der Hochschule Rechnung tragen.
Alma Rosé, geboren am 03. 11. 1906 in Wien, war eine hochbegabte Geigerin jüdischer Herkunft. Sie wurde in eine bekannte Musikerfamilie geboren und wurde selbst zu einer hervorragenden Geigerin. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde sie von den Nazis in das KZ Auschwitz verschleppt. Dort leitete sie auf Anordnung der Nazis das Mädchenorchester von Auschwitz bis zu ihrem Tod im April 1944 in ebendiesem KZ. Obwohl sie für die Bediensteten des Lagers und die Lagerleitung spielen musste, war ihr das professionelle Auftreten des Orchesters wichtig: Es gab ihr und den Orchestermitgliedern ihre Würde zurück, indem sie von ‚Nummern‘, mit denen sie gekennzeichnet waren, zu ‚Menschen‘, zu professionellen Musikerinnen wurden. Sie war nicht bereit, „sich entwürdigen zu lassen.“, so Anita Lasker-Walfisch als Überlebende des Mädchenorchesters in einer Gedenkrede im Bundestag am 31. Januar 2017 „Wer von uns überlebte, verdankt es ihr.“
Alma Rosé kann somit für die jungen Menschen, die an der Hochschule für eine professionelle Tätigkeit als Musiker_innen ausgebildet werden, aber auch für alle Anderen, ein Vorbild sein, gerade in einer Zeit, in der rechte Gedanken und Handlungen in Deutschland und anderswo in der Welt wieder an Raum gewinnen. Wir wollen mit dem Namen an eine Zeit erinnern, die niemals wiederkommen darf, und an Menschen, die als Todgeweihte ihre Würde behielten und anderen Menschen in derselben Situation noch helfen konnten und dies auch getan haben.
Wir sehen die vorgeschlagene Rückbenennung „Am Neuen Haus“ kritisch. Welche jungen Menschen, vor allem die mit internationalem Bezug, wissen von diesem Namen? Welche Botschaft vermittelt er? 85 Jahre nach der Umbenennung könnte eine reine ‚Ausradierung‘ der dazwischen liegenden Geschichte zu einem unangemessenen Vergessen führen. Ein symbolträchtiger Name mit einer ausdrücklichen Erklärung vor Ort über die Namensgeschichte des Platzes verhindert dies.
Der Hauptausschuss des Stadtjugendringes hat sich am 20.08.2018 in seiner Sitzung einstimmig für die Umbenennung in Alma-Rosé-Platz ausgesprochen; ebenso die Mitgliederversammlung des „Netzwerkes Erinnerung und Zukunft der Region Hannover“.
Ausdrücklich weisen wir auf die angehängte kurze Stellungnahme des Komponisten Stefan Heucke hin.